Berichte 2016 - Abtsdorf-eu Abtsdorf bei Zwittau - Opatov

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Berichte 2016

Berichte

Die Berichte 2016  sind wegen eines  Computerabsturzes  nun  nacherstellt worden,
kann sein,  dass  einige  Texte anders als  vorher erscheinen, oder Teile fehlen.
Wir  bedauern dieses  Versehen, aber  Sie können alles in der SHHZ  nachlesen.

Bericht 2016-01
Am 01. Januar wurde die Eisenbahnstrecke der Österr. Ungarischen Monarchie - von Brünn nach Prag fertiggestellt und eröffnet, das war im Jahre 1849.  Es folgten mehrere Teilstück und die Strecke von Zwittau nach Politschka wurde am 15. Sep. 1896 eröffnet.  Bis zur Aussiedlung war die Bahnmeisterei dann in Triebitz und der letzte deutsche Bahnmeister war H. Koch.

1716 also vor 300 Jahren wurden die Chalupen des Fleisch Hackers an denselben verkauft.
Errichtet hatte diese,  Johann, Friedrich, Graf zu Trautmannsdorf, der Fleischer zahlte 2 Fl. Zins.
Weil aber die Geb
äude alt und renovierungsbedürftig wurden, erwarb der Fleischer diese vom Rent.-Amt für sechs Gulden am 01.01.1716.

Auch 1816 war es in Abtsdorf bitterkalt.  Es war das Jahr ohne Sommer.
1816 stellt (in Europa) f
ür sich alleine betrachtet  nicht wirklich das kälteste Jahr  dar, das Wetter war schon besonders,  weil schon vier Jahre vorher es immer kälter wurde,  dieses Jahr 1816 kam aber die fehlende Sonneinstrahlung und heftige lange Regenzeiten hinzu.
Von April bis September vernichten Frost, Schnee und Eisst
ürme Ernten in Nordamerika, in West- und Mitteleuropa. Es kommt zu Hungersnöten. Man sagt die Ursache für das “Jahr ohne Sommer” ist der Ausbruch des indonesischen Tambora-Vulkans 1815, der in Teilen der Nordhalbkugel auch im Sommer einen vulkanischen Winter verursachte.  Noch kälter  war es in Abtsdorf dann 1821.

„1816/17 war ein Mi
ßjahr, wie es seit Menschengedenken nicht gewesen ist. Es hat gar  keinen Wein gegeben. Von Hundert Garben Korn hat man 6 – 7 Simmer gedroschen.   Gerste  und Hafer hat es ziemlich gegeben, aber die Gerste ist halb im Felde verfault und noch im  Korn war fast der zehnte Teil vergiftet. Wenn man Kornbrot aß, sind die Leute so toll  geworden, daß sie umgefallen sind. Das Malter Korn und Gerste hat gekostet 36, das Malter  Hafer 20, das Malter  Kartoffeln 15 Gulden, das Pfund Brot 12 Kreuzer, die Maß Bier 16  Kreuzer, das Viertelchen Branntwein 8 Kreuzer. Die Leute haben als von Kohlraben Brot
gebacken und von lauter Kleie.“

 

So beschreibt der Vorsteher Bartholomäus Horn  1816/17. Durch anhaltenden Regen war das  Getreide von claviceps purpurea, dem sogenannten Mutterkorn befallen, der beim Menschen Krämpfe, Halluzinationen usw. verursacht u. kann sogar zum Tode führen.  1816 war auch die Geburtstunde des ersten Grusel-Romans “Frankenstein”   Die Firma Daimler baute ihren  ersten Kettenpanzer.     In Abtsdorf war von 1816 bis 1843  als Schullehrer Herr Georg Jahl tätig.

Vor nun 100 Jahren im Jahre 1916 war die Mitte  des ersten Weltkrieges erreicht  und es wurden Ma
ßnahmen gesetzt um Teuerungen einzudämmen und um  die Verpflegung einigermassen aufrecht zu erhalten.   So wurde am 05.01.1916 der Höchstpreis für Schweinefett, Speck u. Fleisch festgesetzt.
Die Jahrg
änge 1868u.1869 mussten zum Heer einrücken.  Die, soweit vorhandenen Messingmörser,  wurden vom Militär  konfisziert und durch Eisen- oder Steinmörser ersetzt.   Alle Kupferspitzen der Blitzableiter mussten für Heereszwecke abgeliefert werden.    Die Kirchenglocken wurden für Munition eingeschmolzen u. erst 1922 wieder ersetzt.
Im April wurden Zuckerkarten eingef
ührt.  Im Okt. folgten  Fett- u. Butterkarten.  Und im Dez. kosteten die Speisedorschen ( Rüben) das Pfund 13 Kronen!  Die einzigen die sich freuten, waren die Schulkinder, weil wegen Kohlemangel der Unterricht ausfiel.
Als stellvertretender B
ürgermeister war Johann Demel aus Nr. 168 von 1914 bis 1918 tätig.    und 10 Jahre vorher, also 1906 erhielt Abtsdorf einen k.k. Postmeister, es war H. Ferdinand Kube.

Der bisch
öfliche Vikar, Dechant u. Pfarrer  in Abtsdorf,  Karl Machacek, verstarb am 03.03. und wurde am 06.03. 1916 in Abtsdorf beerdigt.  Er  hinterließ  den Armen in  Schirmdorf 20 Kronen, als Legat, dieses wurde am 30.05.1916 übergeben.  Sein Grabstein steht  noch bei der Sakristei.  (Foto oben) Sein Nachfolger war Josef Kubik.    
          JE.


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Bericht  Februar 2016

Jugendliche Neugierde,
       oder der schwierige Weg, Bildungslücken zu schließen.
Die große Tischrunde hatte das Mittagessen beendet und nun saßen unsere Eltern und die
aus Br
ünn oder Wien angereisten Sommergäste, bei uns hießen sie Sommerfrischler, im Garten unter dem großen Birnbaum und tranken ihren Mokka.
Die M
änner rauchten eine "Kuba" oder "Havanna".
Jeden Sommer war unser Haus die Gastst
ätte für Onkel und Tanten aus den Großstädten. Man fuhr zur “Christl-Tant' “  aufs Land."   Sechs bis acht Wochen,   von Anfang Juli bis Ende August   dauerte diese häusliche Unruhe.
Mein Bruder Rudi und ich mu
ßten während dieser Zeit unser Zimmer räumen und   quartierten uns am Dachboden ein.  

Dort waren aus  Brettern zwei Kammern errichtet. Für uns Kinder war dies eine recht erfreuliche Zeit, weil die Mutter in der Kammer kaum kontrollierte.
Wir hatten eine gewisse Narrenfreiheit w
ährend der Anwesenheit der Sommerfrischler.
Ab und zu kam ein Jugendfreund unseres Vaters, Ober-Ing Grolig von der Firma  Siemens  Br
ünn, mit seiner Familie zu uns. Sie brachten ihr tschechisches Dienstmädchen mit. Sie wurde in der zweiten Dachkammer, nur durch eine Bretterwand von unserer Kammer getrennt, einquartiert. Diese Wand hatte Astlöcher.
Hier mu
ß erwähnt werden, daß wir in einem sehr puritanischem Elternhaus aufgewachsen sind. Eine Schwester gab es nicht und meine Mutter erinnere ich nur in ganz korrekter Kleidung.
Vieles  blieb also f
ür uns Jungs, oder Buben wie man uns nannte, geheim. Nur in den Ferien, Wand an Wand mit einem jungen Mädchen, so hofften wir nun jene Geheimnisse zu ergründen, die uns mehr und mehr beschäftigten: Wie sieht ein Mädchen wirklich aus ?
Was tr
ägt sie für Unterwäsche ? U.s.w.
Nach dem sonnt
äglichen Essen, das im Sommer immer auf der Veranda eingenommen wurde, mußten wir Buben dem tschechischen Dienstmädchen helfen, das Geschirr in die Küche zu tragen. Das taten wir komischerweise recht gerne, obzwar wir uns sonst zu drücken versuchten wo es ging.
Die Erwachsenen hatten ihre “Mokkarunde”  beendet und hielten ihr Mittagschl
äfchen.
Jetzt, wenn alles ruhig war, kam die Zeit f
ür uns Buben.  In aller Eile erreichten wir unsere Dachkammer und warteten und hofften an den Astlöchern,  unsere Bildungslücken auffüllen zu können.
Um es vorweg zu nehmen, wir blieben “ungebildet” !
Alena, so hie
ß das Mädchen, kam zwar in ihre Kammer, aber irgend eine Eingebung muß sie davon abgehalten haben, sich an der Stelle auszuziehen, an der wir sie durch die Astlöcher hätten sehen können.
So verging ein Beobachtungstag nach dem anderen, aber den Zustand, der unserer Weiterbildung entscheidend  genutzt h
ätte, den bekamen wir nicht zu sehen.
Wir kamen auf die Idee, weitere L
öcher in die Wand zu bohren.
Gesagt, getan ! Unter Schwei
ß bohrten wir weitere 6 Löcher in die Wand und waren davon überzeugt, jetzt alle Geheimnisse sehen zu können.   Denkste !  Beim Bohren waren wohl Späne in der Kammer von Alena gelandet.  Dieses  hatte sie unserem Vater gemeldet.  Es gab ein Donnerwetter und, was für uns Bildungsbeflissenen noch schlimmer war,  in der Kammer von Alena und an unserer Trennwand wurde eine Decke aufgehängt.
Wir mu
ßten einsehen, daß dieser Bildungsweg damit für uns verloren war.
Anekdote von Ing. Karl Mittner†.


Bericht  März 2016
 
Damals in Abtsdorf !  


wurden im  Winter zum Fasching  die “Schweinebälle” (Schlachtfest/Sautanz) gut besucht, dazwischen waren die Frauen u. Mädchen beim “Federgang” oder “Rockengang, es wurden ganze Berge von Federn von den Kielen “geschleißt”,   auch gehäkelt, genäht  und gesponnen.
“Ehret die Frauen, die flechten und weben,  himmlische Rosen ins irdische Leben",
so  singt es der deutsche Dichter.
Auch in Abtsdorf gab es seit alten Zeiten   das Federschleißen,   Spinnen und auch Weben, meist die Arbeit der Frauen. Es ging dabei auch lustig zu und es wurde sehr häufig sehr  spät.  Irgend jemand musste aber den Brauch des “ohschmeißens” übernehmen, da wurde ein alter irdener Topf mit Zuckerln und Nüssen, oder  gebackenem  Obst gefüllt und wenn die Frauenrunde gerade die  schönsten Lieder sang, wurde dieser Topf in deren Mitte am Boden geworfen so dass alles herumflog.  Der Schreck war immer riesengroß obwohl man ja damit rechnete. Danach erfreuten sich die Mädchen u. Frauen  an den Leckereien und es wurde  noch lustiger.
Der Brauch des spinnens erfolgte in verschiedensten Bauernhöfen, da sass man zusammen in der  Spinnstube oder  beim  Rockengang,  also  eine alte  Einrichtung,  man traf sich dort auch um Geselligkeit zu üben.
Der Glaube kannte Sagengestalten, z.Bsp. Besotzom-Sus und die Viertelkiek,  die den fleißigen Spinnerinnen auf die Finger guckten. Das Gegenüber dieser volkstümlichen Gestalten waren die  drei Nornen, die den Lebensfaden spannen, webten und auch abschnitten, wenn das Leben erfüllt war.
Aber an den Tod dachte keine der fleißigen  Spinnerinnen beim Rockengang, dafür sorgten schon die anwesenden Gäste, die geladenen  Burschen des Dorfes.



Gar mancher sehnsüchtige geheime Wunsch mag da in  das gewebte Tuch  hinein versponnen worden sein  und mancher Gedanke mag  vorausgeeilt sein und an das schöne Linnen gedacht haben, das eines Tages  das Bettzeug für  die Ausstattung liefern sollte.
Darum war  nicht nur das fleißige Spinnen am Spinnrad  so wichtig, auch die kunstvollen Spinnenmuster mußten erlernt sein, welche die zur Tracht gehörige Leibwäsche an Halskrause und Ärmeln verzieren sollten. Dabei war zu beachten, dass ein und dasselbe Muster  womöglich nicht wiederkehrte und  dass immer neue Formen erdacht wurden.
Zu diesem Rockengang luden die Mädchen immer ihre Burschen ein, denn da war es dann immer lustiger.
Eines der Mädchen hatte sich jedoch mit Ihrem Verehrer gezankt, deshalb setzte sie es durch, dass dieser nicht eingeladen wurde.  Er  sann allerdings auf  Rache, es war im Oberort, der Hof mit der Spinnstube stand etwas am Hang und die Fenster waren im Raum zwar hoch angebracht, aber außen fast mit dem Erdboden gleich. Das fiel aber nie auf, denn es war ja meisten nachmittag oder Abend und es schien häufig der Mond bei den Fenstern herein.  Der Bursche holte aus dem Stall seines Vaters den großen, schwarzen Ziegenbock,  marschierte mit diesem den Hügel hinauf und schaute zu den Spinnerinnen zum Fenster hinein, als der Kopf des Ziegenbockes  ganz nah an der Scheibe war,  da zwickte der Bursche den Bock und dieser fing sofort laut zu meckern an.



 
 

Die Mädchen u. Burschen waren überrascht, dass man in der Stube und um diese Zeit ein derartiges  Geräusch wie  meckern,  hören konnte.  Aber als sie zum Fenster hinüber sahen, war da ein großer schwarzer  Kopf mit glühenden Augen, einem langen Bart und   Hörnern.     Alle dachten es sei der Teufel und der würde gleich zum Fenster herein kommen. Schnell löschten sie den Kienspan u. die zwei Kerzen und die älteren Frauen rieten zum Gebet, auch fromme Lieder wurden gesungen und keiner getraute sich  hinaus, um nach zu sehen.  Also wachten alle Rockengangteilnehmer die ganze Nacht und erst als es draußen grau wurde, getrauten sich die mutigsten hinaus um zu sehen, ob der Teufel noch da sei.
Als man am Sonntag darauf im Wirtshaus über diesen Vorfall diskutierte, hatte der Bursche die Lacher auf seiner Seite, als er erklärte wie dies tatsächlich war.  Es dauerte allerdings etwas länger, bis sich das Mädchen mit ihrem Verehrer wieder versöhnte, aber  an einem folgenden Rockengangabend doch das “Ja”  Wort gab und dann noch im Lenzing  geheiratet wurde.
               JE.

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Bericht -
APRIL 2016


Damals in Abtsdorf !  
wurden auch Kinder getauscht:  

von Erhard Schneider (etwas ge
ändert u.gekürzt.)      

 

Für die damaligen Abtsdorfer war es von Vorteil, auch tschechisch zu lernen, dies erfolgte zwar in der Schule, aber so richtig zum lernen, war ein Aufenthalt in einem tschechischen Dorf z. Bsp. in Parnik, doch vorteilhafter.  Auch umgekehrt war für die tschechischen Kinder ein deutscher Sprachunterricht genau so wichtig.   So war es üblich, dass das deutsche Kind in der tschechischen Schule und das tschechische Kind in der deutschen Schule unterrichtet wurden.  Den Tausch organisierten die Eltern, sie suchten sich eine passende Familie aus und schon konnte der Tausch erfolgen.  
Deshalb waren in den Ober-Klassen sehr h
äufig zwei / drei fremde Kinder um die Sprache besser zu erlernen.  Das erleichterte für diese die Sprachanpassung, aber es war schwierig mit den anderen Kindern zusammen zu leben, man war auch nur ein paar Wochen oder maximal 2 - 3 Monate da.  
Erhard sollte also auch nach Parnik als Tauschkind, zum dortigen Zuckerb
äcker, da war zuvor schon seine Schwester gut untergebracht.  Er hatte allerdings so starkes Heimweh, so dass er wenn möglich,  auf den südlichen hohen Berg ging, von wo aus man sogar die Abtsdorfer Wälder erkennen konnte,  setzte sich dort an einen Baum und weinte und heulte ganz fürchterlich, weil er nicht nach Hause konnte.   Die tschechischen Jungen beschimpften ihn auch als “Némecky prase” ( deutsches Schwein.)   Also kam während dieser Zeit  keine Freude auf und es gab sehr wenig Kontakt zu den anderen Kindern.    

Aber es gab auch sch
öne u. frohe Zeiten.   Wenn er mit dem anderen Sohn des Zuckerbäckers und mit dessen Berhardinerhund den kleinen Zweiradkarren begleiten durfte.  Zusammen fuhren sie dann auf den Berg hinauf um Nachschub für den dort oben stehenden Verkaufsstand des Zuckerbäckers vorbei zu bringen.  Dann bergab fuhren sie  zeitweise auf dem Karren, da wurde der Weg gleich angenehmer.   Einmal muss er sich einen Dorn eingetreten haben, denn es gab ein böses Furunkel am Fuß.  Keine Sache für einen Arzt.    Der Zuckerbäcker bot ihm  zwei Möglichkeiten  an, einmal warmen Kuhdreck aufzulegen, oder selbst gekautes Butterbrot.  Die Entscheidung fiel natürlich zu Gunsten des Butterbrotes aus.   Das Furunkel ging auf, das Eiter floss heraus und der Fuß verheilte ohne Komplikationen.   Auch eine Schnittwunde musste ohne Arzt geheilt werden, da nahm man früher Schafgarbe - zerrieb diese zu Brei od. kaute sie etwas vor, dann auf die Wunde gelegt und schon ein paar Tage später war wieder alles verheilt.   Heute würde man sagen, viel zu gefährlich, besonders wegen der Tetanusbazillen.   
Nach diesem Tausch war er  wieder gl
ücklich  zu Hause und konnte sich mit den anderen Jungen wieder in deutsch unterhalten. Aber  tschechisch lernte er  trotz diesen Aufenthalten  nie richtig.
              JE.


 

Bericht  Mai 2016

In der Abtsdorfer Blütezeit, ca 1810 -besonders im Winter, aber auch zu besonderen Feiertagen  gab es immer wieder  Theateraufführungen, unter anderem auch das Stück “der Wittiber”!  Dabei musste sich einer  der Schauspieler auf einen Sessel setzen und seinen  Dialog vom Sessel aus  zu Ende sprechen.  Der Sessel sollte  immer auf dem gleichen Platz stehen.  
Wie auch immer, der Laienspieler Franz H. wurde  krank und konnte nicht auftreten.  Der damalige  Direktor, Regisseur und auch aktive Mitspieler Dr. Lederer,  musste also ganz schnell Ersatz finden.   Nur wurden alle bereits mit einer Rolle betraut und so musste er selbst  diese Rolle erlernen um auch das St
ück selbst vortragen zu können.  
Es gab noch ein paar  Proben und alles verlief zur Zufriedenheit.     Es war ja noch vor dem ersten Weltkrieg und Licht gab es nur als Kerzenschein oder auch von  Karbidlampen, man musste sparen und so war es bei den Proben meistens etwas duster,  aber jede Probe klappte vorz
üglich.  
Als aber die Auff
ührung vor Publikum war, geschah ein grobes Versehen, irgend jemand hatte den Stuhl nicht an seinen vorgesehenen   Platz gestellt.  Dr. Lederer war so mit  seinem Vortrag beschäftigt  und setzte sich wie es die Rolle vorschrieb und wie es bei  der Probe auch immer klappte,  auf den dort bereit stehenden Sessel, nur stand dieser fast einen Meter weiter weg.
Der unvermeidbare  Sturz war sehr
überraschend,  peinlich, schmerzhaft und natürlich nicht vorgesehen, nur für das Publikum war dies eine sehr gelungene Einlage und es gab einen sehr  großen Lacherfolg.      Der Dialog  wurde dann von Dr. Lederer  auch wieder  vom Sessel aus zu Ende gebracht und er sollte die Bühne langsam u.  nachdenklich verlassen.  Infolge des Sturzes war  sodann ein langsamer nachdenklicher Gang kaum möglich,  also musste er humpelnd  von der Bühne abgehen.  Allerdings gab es erneutes Gelächter.    
Kein Wunder wenn er danach stinksauer reagierte, aber anstatt den Erfolg zu w
ürdigen,  wollte er es sich  nicht nehmen lassen, dass es irgend jemand gab, der ihm diesen Streich spielte und den Stuhl absichtlich weiter weg stellte.
Auch nachdem ihm alle Mitspieler versicherten, das es  nur aus  Versehen geschah, wollte er es doch nicht glauben und war
überzeugt, es war Absicht und er blieb auch bei dieser seiner  Meinung.                       
Die Theateraufführungen  blieben  bis zur  Vertreibung  erhalten -  
                                        siehe "Der Erbschleicher"  1931    
JE.

 
 

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Bericht  Juni 2016



 Damals in Abtsdorf !  

gab es auch Sauerkraut und auch  etwas abgewandelte  
Hinweise dazu!

Ihr Mädchen, ihr seid ganz schön  gebeten,
damit ihr könnt, mir wieder das Kraut eintreten.
Kommt der Herbst, dann darf man nicht vergessen,
das Sauerkraut muss da sein, um es zu essen.
Und wie das geschnittene Kraut ins Fass rein kimmt,
so wie man Getreide in den Kober bringt.
Viel Kümmel und viel Salz kommt mittig hinzu,
manche geben  auch noch Wacholderbeeren dazu.
Die Mädchen  sind fast  schon richtig  gesittet,
die Füsse gebadet und die Fußnägel geschnitten.
Die erste läuft schon ums Krautfass herum,
man könnte denken, sie reißt es gleich um.
Dann tritt sie ins Kraut mit Kraft oder Wut,
die Füße werden rot, beinahe wie des Feuers Glut.


Na ja, wär`s mein Schatz, dann möchte ich gleich sog´n,
ich könnt` sie samt Krautfass, direkt zur Hochzeit trog´n.
Zum Schluß  wird ein  Deckel auf´s Krautfaß gebracht,
und ein großer Stein oben drauf  gemacht.
Bald sieht man, wie das Krautwasser nach oben drückt,
und der Stein fast wie im Teich immer tiefer sinkt.
Bringt mir das Krautwasser hinein in die Küch́,
da sind  gewaltige Kräfte drin, es ist kein Gerücht.
Frisches Kraut stärkt  einen schwachen Magen,
und auch die Leber kann Sauerkraut gut vertragen.
Ich habe gehört, und das ist kein    Gerede,
dass sich die Leber auch wieder regenerieren täte.

 

Auch für den Darm ist Sauerkraut recht gut,
weil es die Verdauung mächtig anregen tut.
Regt auch die Drüsen an und verteilt sich im Geblüt,
damit wird gar manche Krankheit verhüt́.
Manche haben schon, es ist kaum nach zu fühlen,
das Kraut auf den Kopf gelegt um diesen zu kühlen.
Damit sollte nach durchzechter Nacht,
der Kater verschwinden und nun gib acht.
Das Kraut sollte wie eine Salbe den Schmerz reduzieren,
also es soll ja  mit Sauerkraut gar manches passieren.  
Das Kraut hilft sicher bei Problemen im Magen und Darm,
und man kann es sich leisten, auch wenn man ist arm.
Darum so hoffen wir, dass wir von  Not und Pein,
immer  befreit sind und  Sauerkraut haben, wie daheim.

Omas Krautfass mit
Deckel und Stein,
da war das Kraut
wirklich noch fein!


 

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Bericht  Juli  2016

Damals in Abtsdorf !  


gab es in der topographischen Beschreibung: “Das Königreich Böhmen” von Johann, Gottfried, Sommer aus den Jahre 1837,  erschienen in Prag am 16.03.1837 und in der Bayerischen Staatsbibliothek nach zu lesen.
Dort bedankt sich J.G. Sommer f
ür die Benützung von Altunterlagen aus den Archiven seiner Excellenz, des Herrn Caspar Graf von Sternberg.  Er beschreibet Abtsdorf unter der Nr. 19.  zum Chrudimer Kreis wie folgt:

19.)  Abtsdorf, Groß-Abtsdorf, auch Absdorf ( in Urkunden Abbatis Villa), 3,5 Std.  osö (ost-südöstlich) von Leitomischl, an einem kleinen Bache und an der Straße von Landskron nach Zwittau, Marktflecken von 288 Hufen mit 1895 teutschen Einwohnern.  Worunter 1 israelische Familie, hat eine Pfarrkirche zum hl. Anton A.  mit 4 Pristern, 1 Pfarrgebäude, 1 öffentliche Kapelle zum heil. Johann von Nepomuk, 1 Schule, sämtlich unter dem Patronate der Obrigkeit.  1 obrigkeitl. Brauhaus, 1 Beamtenswohnung,   1 Spritzenhaus, 1 Wirtshaus und 2 Mühlen.  
Die Kirche hat nach der Bauart zu urtheilen, ein hohes Alter: doch ist die Zeit ihrer Gr
ündung nicht bekannt.  Das Gedenkbuch reicht bis zum J. 1624, wo nach der protestantischen Periode der erste katholische Priester wieder eingesetzt worden ist.  Die älteste Glocke hat die Jahreszahl  1495; aber der Ort erscheint unter dem jetzigen Namen schon in einer Verkaufsurkunde des Bischofs Johann I. vom 02. März 1364, und hat unstreitig einem Abte des damaligen Prämonstratenser-Stiftes gehört.  Eingepfarrt sind, außer Abtsdorf selbst, die hiesigen Dörfer Schirmdorf, Oberdörfel, Alt-Waldeck, Königsberg, Sternteich und Neuteich.  Das Pfarrgebäude  ist 1760 vom Grafen Georg, Christian von Waldstein errichtet worden.   Die erwähnte Kapelle  hat 1722 der damalige Pfarrer Mathias Peschka erbaut und zu ihrer Unterhaltung ein Kapital gestiftet.   Die Einwohner leben von der Landwirthschaft, Flachsbau, Spinnerei, Weberei und verschiedenen Handwerken.  Das Städtchen hat Privilegien auf 4 Jahrmärkte, auf welchen in 35  Buden und 180 Ständen die gewöhnlichen Artikel der Landmärkte feilgeboten werden; 1/4 Std.  südl. vom Ort liegt der dazu conseribirte Abtsdorfer Freigrund, aus 1 Bauernwirthschaft und 3  Chaluppen bestehend.

20. Schirmdorf, (Semanin, nicht Cermna, wie bei Schaller steht.)  2 Stunden
östl. von Leitomischl,  am Fuße des Schirmdorfer oder Koslower Berges, an einem kleinen Bach, das Dorf   mit  100 Hufen und   mit 781 teutschen Einwohnern,  ist nach Abtsdorf eingepfarrt  und hat eine vom Grafen Johann Friedrich von Trautmannsdorf  im Jahre  1696 neu erbaute,  aber schon 1547 bestandene Filialkirche  zu St. Bartholomäus,  welche ein von der Gemeinde gestifteter Kaplan versieht.   Eine  im Jahr  1819 erbaute Schule  und 2 Mühlen.  Schirmdorf  ist der Geburtsort des im XVI.  Jahrhunderte berühmten  Professor der Mathematik an der Prager Universität:   Niklas Sud  v o n  S e m a n i n.

Nr. 21.
Überdörfel - usw.  im  nächsten Bericht  für  August. .
  

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Bericht  
August   2016

Fortsetzung der topographischen Beschreibung:
                  “Das K
önigreich Böhmen” von Johann, Gottfried, Sommer 1837.


21. Oberdörfel (Ueberdörfel) auch Klein-Abtsdorf  nahe am Gabelteiche.  Hat 81 Hufen,  mit 586 teutschen Einwohnern. Nach Körber eingeschult.  Hat ein Wirthshaus und eine Mühle.

22.  K
örber,  ein im Jahr  1697 theils auf  obrigkeitlichem,  theils auf abgetretenen Abtsdörfer Freigründen entstandenes Dominical-Dorf von 46 Hufen, mit 327 teutschen Einwohnern.
Hat eine im Jahr  1793 erbaute Lokalie-Kirche zu Mari
ä Geburt,   eine  Schule und eine Windmühle.  Die Lokalie ist erst im Jahr  1828 errichtet worden. Ihr Sprengel umfasst  außer Körber  auch die hiesigen Dörfer Neu-Waldek und  Lotschnau. Bis dahin waren alle drei Dörfer nach Abtsdorf eingepfarrt.

23.  Alt- Waldek unweit weg vom vorigen (Dorf),  am Steketer Teiche,  ein  im Jahr  1696 angelegtes Dominical-Dorf von 28 Hufen,  mit 159 teutschen Einwohnern,  nach Abtsdorf eingpfarrt  und nach K
örber eingeschult.   Hat ein Wirthshaus und eine Mühle.


24. Neu- Waldek,  eine 1/4 Stunde weg vom Vorigen (Dorf),   an der m
ährischen Gränze,  ein im Jahr  1760 gegründetes Dominical-Dorf von 25 Hufen  mit 193 teutschen E.  nach Körber eingpfarrt  und eingeschult.

25. Lotschnau, ( Lutschnau, Locnow ) 3,5 Stunden ost-s
üdöstlich von Leitomischl, an der Straße  von Lndskron nach Zwittau,  mit dem mährischen  Dorfe gleichen Namens zusammenhängend (daher es auch Böhmisch  Lotschnau und Viertel-Lotschnau genannt wird.)   Das Dof hat   25 Hufen  mit 174 teutschen Einwohnern,  nach Körber eingpfarrt.

26.  K
önigsberg,  1 Stunde östlich von Leitomischl,  am Abhange des Königsberges gelegen,  ein um das Jahr 1760 auf Waldgründen dieses Berges entstandenes Dominical-Dorf von 22 Hufen  mit 132 teutschen Einwohnern  nach Abtsdorf eingepfarrt.

27. Neuteich, 3 u. 1/4 Stunde ost-s
üdöstlich von Leitomischl,   am gleichnamigen Teiche,  ein im Jahr  1679 entstandenes Dörfchen von 8 Hufen,  mit 45 teutschen Einwohnern  nach Abtsdorf eingepfarrt.

28. Sternteich,  Gsanteych;  (Der von Schaller angegebene Name “Trebanow” kommt in den Urbarien nirgends vor.)  3,5  Stunden ost-s
üdöstlich von Leitomischl,    am  Damme des großen Sternteiches und bis an das Landskroner Dorf  Tribitz reichend.   Dörfchen von 10 Hufen  mit 53 teutschen Einwohnern  ist nach Abtsdorf eingpfarrt   und hat einen  Maierhof  (“Sterner Hof") mit einem  Schlößchen, einer  Mühle und zwei Brettsägen.   

Die Brettsäge vom Sternhof,  
wie auf dem nachfolgenden
Ölbild aus  1928 erkennbar,
d
ürfte  auch  schon damals  vor ca 1840 so ähnlich ausgesehen haben.

 

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Bericht  
Sept. 2016

 

Steinhöhle-Abtsdorf-275

Die Steinhöhle   Abtsdorf   dürfte wenig bekannt sein - der Eingang befindet / befand  sich   hinter dem Hause Nr.  275  gehörte damals   1935   Max Wilder.

Beim Renovieren der Straße auf den Kappelenberg  wurde der Eingang etwas besser freigelegt   so dann man problemlos hineingehen konnte.
Der Kappellenberg besteht aus Kalkstein und im Verlauf der   Jahrtausende hat das Wasser Höhlen u.  Gänge ausgewaschen.   1927 war   Adalbert Nagel, Maurerpolier aus der Nr. 242 so mutig um die Höhle zu betreten.
Der Eingang und danach auf ca 15 Meter,   ist   ca einen Meter breit u. fast zwei Meter hoch.
Bei diesen 15 Metern gab es eine Einsturzstelle, man musste über die Steine klettern, danach verbreitert sich die Höhle nach weiteren ca 15 Metern waren nochmals Steine von der Decke abgestürzt, welche den Eindruck erweckten, dass diese erst seit  kurzem  da lagen und die Geräusche waren etwas beängstigend, so dass er um sich nicht weiter dieser Gefahr eines weiteren Einsturzes auszusetzen - aufgab und umkehrte.   So weiß man nicht genau wie die Höhle tatsächlich aussieht oder wie  sie beschaffen ist.
Es gibt eine    Sage nach der ein Gang aus der Höhle bis hinunter zum Neuteich führen soll.
Bei der Belagerung der Burg am Kappellenberg ( ob es irgendwann überhaupt eine Burg am Kappellenberg gab ist nicht überliefert.)  sollen die belagerten Ritter über diesen Gang hinaus gelangt sein, dann Ihre Feinde von der Rückseite angegriffen haben und damit siegreich zu Ihrer Burg zurück kamen.



 
 
 

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Bericht  
Oktober 2016

 

Abtsdorf gehörte damals auch noch zur Österr. & Ungar. Monarchie,

die Währungsreform in Österreich war 1892   damals wurde der Gulden   durch die Krone mit 100 Heller abgelöst.  Aber auch nach 1919 gab es die neue  Krone, die tschechoslowakische Krone,  auch mit 100 Heller.  Vermutlich stammt dieses Dokument aber aus der Zeit zwischen 1919 u. 1945 (die Jahreszahl ist nicht erkennbar) jedenfalls aus einem Monat Mai.  


Dieser   Milch-Anzahlung zufolge hatte eine Familie   Antes aus dem Hause Nr.  308 ( wir vermuten von Johann Antes, nach der Vertreibung in Ingolstadt ansässig geworden.) damals   90 Kg   Milch zur Molkereigesellschaft zu Abtsdorf  geliefert und dafür pro Kg 56 Heller, also   50,40   Kronen erhalten, für die Mitnahme von einem   Pfund Butter wurden 9,0 Kronen berechnet.  
siehe Bildbeilage: “Milch-Anzahlung für den Monat Mai.”
JE.



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Bericht,
Nov. 2016

 

In Abtsdorf gab es fast immer  
nur selbst gebackenes Brot.

Eine ge
änderte u. verkürzte Geschichte
vom Oberlehrer E. Schneider.


Damals wohnten wir in einem Haus am Ende der Häuserzeile im Mittelort,  direkt neben der Bäckerei.  Ich hielt mich oft in deren angrenzenden Hof auf und half auch immer etwas bei der   Kornernte mit.  Strohbinder auslegen für die Garben, binden, aufladen oder mit dem Karren zum Hof fahren.   Die alte Frau lehrte mich die Ehrfurcht vor dieser göttlichen Frucht.
Damals gab es fast nur   Roggenbrot, Weizenbrot war selten, mit Weizenmehl wurden in den B
äckereien / Konditoreien  Süßspeisen angefertigt.
                                                


Im Hebst war dann die Arbeit des Dreschens fällig. Die Großbauern gehörten einer  Dreschgenossenschaft an und die große Dreschmaschine fuhr von einem Bauern zum nächsten.   Je nach Ertrag war man in einigen Tagen fertig, das Stroh war gepresst und das Korn danach auch gereinigt.  
F
ür die kleinen Leute rentierte sich die teure Maschine nicht, so dass die Garben oft bis tief in den Winter hinein im zweier, dreier oder vierertakt von Hand mit dem Dreschflegel auf der Tenne ausgedroschen werden mussten.  Das Korn hatte dann noch Verunreinigungen und Anhaftungen, welche früher im Wind durch hochwerfen getrennt wurden.
Bei uns  wurden dann sogenannte Luftmaschinen eingesetzt, da gab man das Korn in ein Sieb und durch drehen der Windfl
ügel  entstand ein Luftstrom welcher die Spreu vom Korn trennte.   Eine Art Gebläse mit schweren Schwungrädern.   Die ausgedroschenen Strohbündel mussten dann wieder gebunden werden um  im Winter als Einstreu bei den Tieren zu nutzen.
Das Dreschen war eine Knochenarbeit und man musste es auch noch im Takt machen, ansonsten w
ürde der eine dem anderen seinen Dreschflegel aus der Hand schlagen.
                           

Diese Dreschflegel waren richtige Kunstwerke, der Stiel musste stabil und doch sehr geschmeidig sein, also musste es für die richtigen Stiele ausgesuchtes Holz sein.  Auch der Flegel  - das Dreschholz musste hart genug sein - um lange zu halten, durfte auch nicht gleich Sprünge bekommen oder auseinander springen. Aber auch kanten u. Ecken durfte er nicht haben, damit das Korn nicht verletzt wird.     


Aber die Halterung des Dreschflegels war das handwerkliche Gedicht.   Aus Leder, doppelt,  mit Lederstreifen zusammen gebunden und  mit einem kunstvoll  geschnitzten Holz und  mehreren  Einkerbungen  am   Stiel und am  Flegel,  so beweglich befestigt und gelagert, dass sich der Flegel  nach allen Seiten drehen konnte.  Und es musste auch noch  mehrere Jahre halten.      Ein Kunstwerk eben.   

Eines Tages war ich wieder auf der Tenne, die alte Frau war gerade dabei die einzelnen K
örnchen vom sauberen Tennenboden zusammen zu fegen und aufzulesen.  
Vor mir lag ein  kleines H
äuflein Roggenkörner, ich griff zu und ließ die Körner durch meine Finger   gleiten.  Ich dachte mir nichts dabei und hatte Freude daran, wenn die Körner so zu Boden rieselten.   Die alte Frau aber wurde gleich Böse, sie meinte: “ mit der Gottesgabe spielt man nicht!”  “Schließlich willst Du auch gutes sauberes Brot essen”.

Und wenn ich heute an einem Feld vorbeikomme und diese Unmengen an Korn sehe,  welche einfach beim dreschen  daneben fallen und  noch am Feld liegen bleiben, denke ich immer noch an diese alte Frau, wie sie jedes Korn achtsam einzeln aufsammelte.  Und wie damals  das Korn m
ühsam gedroschen wurde und wie viele  Brote man noch aus diesen daneben gefallenen Körnern backen könnte.                          
 JE.







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Bericht,
Dez. 2016

Damals in Abtsdorf !  
Wurden zu Weihnachten auch Gänse verspeist.


Die Weihnachtsgans - Leber
(Erzählt  vom Oberlehrer  Erhard  Schneider.)

Bei meinen Eltern wurde sehr gespart. Mutter war es , obwohl von einem größeren Bauernhof stammend, von zuhause aus gewöhnt und das Einkommen eines Lehrers ließ auch gerade keine übermäßig großen Sprünge zu.  Die Bienenzucht brachte zwar noch etwas Zusatzeinkommen, trotz allem, Sparsamkeit war nötig.
Trotzdem gehörte zum Osteressen ein junges Zickl  (Jungziege)  u. zum Weihnachtsfest die gemästete und gestopfte Gans dazu.
Um Fett anzusetzen, wurden die Gänse mit fingerdicken Nudeln aus Kleie grausam gestopft.   Man tauchte die Nudel, "Schleißker"  genannt, in Wasser und drückte  sie  der Gans in den Schnabel, den man ihr mit den Fingern  öffnete und strich dann diese Nudel mit den Fingern den Hals  Hinunter.    (Eine Tierquälerei, die dann später verboten wurde !.)
Also diese Weihnachtsgans durfte nicht fehlen.

Aber die Gansleber, auch heute noch  eine Delikatesse,  schien aber meiner Mutter für die eigene Familie viel zu wertvoll.  Einmal beschloss sie, die Leber in Zwittau bei der Delikatessenhandlung zu verkaufen.
Für das Geld konnte man ja zusätzliche Weihnachtsgeschenke erwerben.
Ich ging damals in die 1. oder 2. Klasse der Realschule in Zwittau.  Mutter dachte ganz praktisch. Die Fahrt kostet nichts, denn ich hatte  ja eine Schülerfahrkarte.  

Also ein Reingewinn von etlichen Kronen !  Sehr ungern entledigte ich mich dieser Aufgabe.   Allen meinen  Einw
änden zum Trotz musste ich am letzten Schultag nachmittags um drei Uhr nochmals nach Zwittau fahren.
Die Leber der Weihnachtsgans und mit einem Einkaufszettel in der Schultasche trabte ich missmutig zum Bahnhof.  
Ich war der einzige Fahrgast und deshalb kam natürlich der  Schaffner gleich in meinen Wagen. Sofort beanstandete er meine neuerliche Fahrt und die Ausrede, ich müsste etwas Vergessenes  aus der Schule holen, ließ er nicht gelten.
Er nahm mir den Fahrausweis ab.  In Zwittau angelangt, schnappte  er mich sofort  und führte mich zum Bahnhofsvorsteher.  Dieser nahm die Beschwerde entgegen, ließ den Zug abfahren, gab mir den Fahrausweis  zurück und ohne ein Wort zu verschwenden ließ er mich laufen.  Meine ohnehin vom Anfang an gedrückte Stimmung wurde dadurch  vorübergehend etwas besser, die Grundstimmung blieb weiterhin  recht düster.

Nun kam die zweite Klippe.  Ich sehe mich heute noch, wie ich   sch
üchtern in die  Delikatessenhandlung eintrat,  die Gansleber zum Kauf anbot.  Der Verkäufer packte sie aus, schüttelte den  Kopf und lehnte ab.   Die Leber sei zu alt.  Hauskühlschränke   gab es ja damals noch nicht und  2-3 Tage mag sie wohl daheim schon gelegen haben.

Mein Mut war nun vollkommen dahin.  Den Weihnachtseinkauf  brauchte ich nicht erst zu tätigen. Geld hatte ich ja nicht  einen einzigen Heller mitbekommen.   Mutter hatte sich wohl  vorgestellt, dass ich einen großen Erlös aus der Leber machen würde.    Verängstigt und lustlos wanderte ich eine Stunde lang durch  die Stadt.  Während ich sonst immer sehr gerne die Auslagen  ansah,  diesmal freute mich gar nichts mehr.
Vor der Heimfahrt hatte ich weniger Angst.  Es war der Zug,  mit dem wir normalerweise heimfuhren. Und schließlich konnte   ich ja sagen, ich hätte den Mittagszug verpasst.   Aber das war  nicht nötig, die Heimfahrt ging glatt.
Meine Mutter war  natürlich auch betrübt  über meine  misslungene Sondermission. Sie musste  auf eine Weihnachtsfreude verzichten.   Ob sie die Gansleber  darüber hinwegtröstete, weiß ich nicht.  Ob die Leber mir  geschmeckt hat, das kann ich heute auch nicht mehr sagen.  
Aber Leber ist bis heute für mich kein besonderer Leckerbissen.   Ob das damalige Missgeschick schuld daran ist ?    Jedenfalls  wurde  am Abend natürlich auch das  Christkind erwartet.

Bei uns daheim kam das Christkind immer  mit einem Gefährt, das von  zwei Hirschen gezogen wurde. Während nun das Christkind den  geschmückten Baum ins Zimmer brachte, musste man die Hirsche mit  Heu füttern.   

War es bis auf bescheidene Reste aufgefressen,  war dies ein  sicheres Zeichen, dass  das Christkind  da gewesen war.  

Anfangs Dezember holte ich mir daher von der Tante etwas Heu  und in der Abenddämmerung legte ich es  dann vors Haus. Im geeigneten  Augenblick schickte mich Vater hinaus, um nachzusehen, ob das  Christkind schon dagewesen war.
In dieser Zeit konnte Vater die  Kerzen entzünden.  Nun schickte mich Vater wieder einmal hinaus und oh Schreck, das Heu war nicht gefressen, es lag unberührt  neben der   Haustüre.
Welch eine Enttäuschung für ein Kinderherz,  alle Tröstungen der Mutter  halfen nichts, selbst der leuchtende Christbaum , also die  Bestätigung, dass  das Christkind doch gekommen war, halfen nicht  ganz über die große Enttäuschung hinweg.  
Vater hatte  einfach vergessen,   das Heu  rechtzeitig  zu  entfernen.



Wir wünschen allen Schönhengstern und Lesern der SHH,  sowie  allen  Besuchern dieser  Abtsdorfseite ein gesegnetes Weihnachtsfest,  einen ruhigen fröhlichen Weihnachtsabend mit oder auch ohne Gans.

Viel Gl
ück, Gesundheit und
ein frohes neues Jahr  2017.

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