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Beitrag: Nr. 22
Ausschnitt aus der Sudetendeutsche Zeitung, vom 6. April 2001 Wissenschaft
Hier die Buchrezension: Das Buch selbst -
erhalten Sie über die Sudetendeutsche Landsmannschaft in München.!
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Vorweg schon läßt sich sagen, daß das Sudetendeutsche Archiv unter seinem damaligen Vorsitzenden, Jörg Kudlich, und seinem wissenschaftlichen Leiter, Dr. Roland J. Hoffmann, sich und der Volksgruppe ein Denkmal gesetzt hat. Nicht nur für die hervorragende wissenschaftliche Arbeit, sondern auch für das klar zu Tage tretende Bemühen, an diese große Aufgabe nicht mit verständlicher Voreingenommenheit und Schwarzß Klischees heranzugehen (wie sie im Nationalitätenstreit in aller Welt üblich sind), sondern mit dem Willen zur Wahrheit und zum Verstehen auch der generischen Positionen, ohne die es nirgendwo in der Welt Frieden geben kann.
Und leider liegt da immer noch ein weiter Weg vor uns und vor dem tschechischen Volk. Die beiden Bände sollen nicht den Zwist verschärfen, sondern helfen, ihn zu überwinden. Das sagt Jörg Kudlich schon in seinem Vorwort-
Ist das Beispiel zu weit hergeholt? Der Rezensent glaubt das nicht. Er meint, daß der besondere Wert dieses Dokumentenwerks des Sudetendeutschen Archivs gerade darin besteht, die großen Zusammenhänge aufzu und daß man den Bogen bis zu 1848/49 -
Für sie beginnt dieser Konflikt mit Adolf Hitler als dem Hauptschuldigen der ganzen Zeit und in seiner Gefolgschaft die Sudetendeutschen und damit wird alles weitere in einem klaren „Ursache-
Für die anderen, und hierzu gehören wir selbst, -
An beiden Auffassungen ist Wahres und Falsches, über die man sich weitere Jahrzehnte streiten kann. Wichtig aber ist festzuhalten: beide Auffassungen führen, allein für sich genommen, zu keinem Frieden, sondern nur zu neuen Verhärtungen und schließlich zur Vergiftung der Beziehungen in ganz Mitteleuropa.
VERÖFFENTLICHUNG DES SUDETENDEUTSCHEN ARCHIVS
DER SUDETENDEUTSCHEN -
DOKUMENTATION -
Ein Verdienst dieser Quellenedition des Sudetendeutschen Archivs besteht vor allem darin, daß Dr. Roland J. Hoffmann, der wissenschaftliche Leiter, in einer siebzigseitigen Einführung „Die Vertreibung der Sudetendeut in geschichtlicher Perspektive“ auf diese größeren historisch-
so liegen die eigentlichen Wurzeln doch bereits im bürgerlich-
Das Grundlegende und Vergleichbare ist, daß sich in dieser Epoche schrittweise der Zerfall der großen übernationalen Reiche vorbereitete: Zuerst des Sacrum Imperium Romanum, dessen letzter Rest das österreichische Kaisertum war; dann ein Jahrhundert später das Reich des Zaren, des Nachfolgers von Ostrom; und schließlich das des islamischen Kalifen, das von den Türken beherrscht wurde. In allen drei Fällen traten neue Nationalstaaten westeuropäischen Typs das Erbe an, in Rußland nur unterbrochen von der Stalinschen Diktatur und einer gleichmacherischen Ideologie, die alle Völkerprobleme gewaltsam unter Verschluß hielt. heute sind sie wieder da und ungelöst. Dasselbe spielte sich im Orient ab, wo nach dem islamischen Reich die Kolonialmächte und die von ihnen herausgeschnittenen uneigentlichen Nationalstaaten an die Stelle traten und damit neue diskriminierte Minderheiten entstanden. Diese „neue Ordnung“ vergiftet gerade gegenwärtig diese Region so sehr, daßdort globale Zusammenbrüche und globale Konfrontationen wieder möglich werden.
Wo aber die ganze Sache anfing, war Mitteleuropa. Dort mußten die Deutschen insgesamt eine neue Identität finden und damit auch einen neuen staatlichen Ausdruck. Das beeinflußte auch alle Nachbarn, in erster Linie die Völker des habsburgischen Kaiserreichs. Die Tschechen, die Polen, die Ungarn, die Süd Letztere wurden zur Zündung des Ersten Weltkriegs. Eine Buchbesprechung ist kein Geschichtsvortrag, kann es nicht sein. Aber wenn man nach den Wurzeln auch einer speziellen Sache sucht, muß man wissen, in welchem Horizont das alles steht.
Nachdem das Alte Reich untergegangen war und Napoleon ihm den letzten Todesstoß versetzt hatte und der sogenannte Deutsche Bund nur noch den momentanen Status des Wiener Kongresses verteidigte, also kaum von Dauer sein konnte hatten die Deutschen um die Mitte des 19. Jahrhunderts nur noch zwei Möglichkeiten, sich neu zu ordnen:
Föderativ oder National
Entweder Föderativ-
Oder Nationalstaatlich nach französischem Vorbild. Und hier wiederum stand zur Wahl: kleindeutschßisch oder großdeutsch, mit Einschluß aller Deutschen, das heißt der Deutschen Österreichs, nicht nur der der Alpenländer, sondern auch der der Sudetenländer. Otto von Bismarck, der andere große Staatsmann Mitteleuropas, sah die Gefahr, die für ganz Europa durch die Zerstörung Österreichs drohte und hat dann eine ganz persönliche Lösung erzwungen, die allerdings viele Fragen offen ließ. Als die Alliierten am Ende des Esten Weltkrieges in Verblendung die Zustimmung zur Zerschlagung Österreich-
Gehören die Böhmischen Länder bzw. die Tschechen zum neuen Reich der Deutschen -
Wie sich im weiteren Verlauf der Geschichte erwiesen hat: Alle Befürchtungen, sowohl die unsrigen wie auch die der Tschechen, waren leider berechtigt. Die kommende ;,nationalstaatliche“ Ordnung Europas, die man in West und Ost, Nord und Süd enthusiastisch begrüßte und in der man eine neue demokratische Harmonie der Völker (Mazzinis „santa allianza dei popoli“, die den Frieden Europas garantieren wurde) erblicken wollte, hat in Wirklichkeit schon lange vor Hitler den gesamten mitteleuropäischen Raum destabilisiert und geradenwegs zuerst in den großen Krieg und dann in die Diskriminierung der kleinen Völker und schließlich in die Vernich der Minderheiten geführt. Auch wenn die Schuld bei diesen oder jenem Einzelnen, die in den verschiedenen Völkern die Macht ausübten, bleibt und nicht verschwiegen werden soll; es ist nicht so, daß man die Völker der Mitte Europas selbst in Gute und Böse einteilen könnte. Nur eine Selbstgerechtigkeit gepaart mit einer profunden Unkenntnis der Geschichte kann das heute noch glauben. Frontstellungen aufrecht zu erhalten, die uns gemeinsam in Katastrophen geführt haben, wäre aber das Dümmste, das Sudetendeutsche und Tschechen heute tun könnten. Das hervorragende Werk von Professor Jan K
Der damalige Sprecher für die wiedererweckte tschechische Nation, Frantisek Palacký, ein großer Historiker, hat das gesehen und in seinem Absagebrief an das Frankfurter Paulskirchen Parlament ausgesprochen. Brief und Diskussion um diesen Brief . finden sich in diesen Dokumenten. Der Brief Palackýs ist, wie Dr. Hoffmann schreibt, „ein Zentraldokument für die Koexistenz und den Konflikt zwischen Deutschen und Tschechen“. Er wurde im Wesentlichen zur Basis der tschechischen multinationalen Politik bis 1914. Die Deutschen der böhmischen Länder jedoch schickten ca. fünfzig Abgeordnete ins Frankfurter Paulskirchen-
Aber was, wenn auf historisch gemeinsamen Boden Angehörige zweier Völker leben, die sich zu verschiedenen Nationen rechnen? Solange man – wie in Österreich -
Da sich die Tschechen durch den Einfluß einer neu entstehenden deutschen Nation bedroht fühlten, wuchsen bei ihnen die Tendenzen, den Deutschen der böhmischen Länder die Möglichkeit der Vertreibung aus ihrer Heimat entgegen zu halten -
Umres ty nebo já neumreme oba dva kdo vyhraje bude pánem a zazpívá druhému Amen a pak ho pochová.
Ob du stirbst oder ich, so sterben wir doch nicht beide, wer siegen wird, bleibt Herr, und wird dem anderen ein Amen singen und ihn dann begraben.
Von den hier dokumentierten Jahrzehnten der weiteren Konfliktgeschichte, möchte ich nur einen Vorschlag erwähnen, der meiner Ansicht nach im deutsch-
In seiner Zeitung Národní listy trat er leidenschaftlich für das Böhmische Staatsrecht – den tschechischen Nationalstaat mit den Tschechen als alleiniger Staatsnation – ein und „für den schlimmsten Fall“ .... „die Abtretung deutsch besiedelter Gebiete jenseits des Kammes der Sudeten“ (praktisch einen Teil des Egerlandes und zweier Landzipfel in Nordböhmen).
Der Plan ist deshalb von Interesse, weil T. G. Masaryk sich ausdrücklich auf ihn gegenüber Benesam Ende des Ersten Weltkrieges berief; weil der sogenannte Necas-
Was im 19. Jahrhundert erwogen wurde, wurde im 20. getan. Die Armenier-
Im Dokumentenband wird der Ausspruch von Lord George Curzon, des britischen Außenministers angeführt, der bei der Regelung dieser Sache anfänglich beteiligt war, dann aber die Konsequenzen erkannte. Im Konfe wurde seine Meinung festgehalten. Er warnte vor dieser tief in die demokratischen Grund-
„Vollends zwischen die Mühlsteine des extremen deutschen und radikalen tschechischen Nationalismus“ -
Es war für alle ein Weg in den Abgrund. 1938, als Hitler in seiner Rede im Berliner Sportpalast am 26. September erklärte: „Ich will gar keine Tschechen“, hatte einen Monat vorher Josef Goebbels in sein Tagebuch geschrieben: „Was soll mit den sechs Millionen Tschechen geschehen, wenn wir das Land einmal haben?“, und am 22. August wenige Wochen vor dem Münchner Abkommen notierte er: „Wir dürfen diese Völker, vor allem die Tschechen und ähnliche Gelichter nicht hochpäppeln, wir müssen sie vielmehr einmal herausrücken. Wir wollen nicht diese Völker, wir wollen ihr Land."
Das Land allein, ohne ihre sudetendeutschen Bewohner, wollte auch Edvard Benes als er am 12. Mai 1945 in Brünn seine Zuhörer aufforderte, „die Deutschen zu liquidieren und auszumerzen“. Damals -
Dieses grundlegende Quellenwerk gehört in die Hand eines jeden, der sich für das Thema der Vertreibungen und „ethnischen Säuberungen“ sowie für die Geschichte der Sudetendeutschen und der deutsch-
ODSUN -
Beitrag: Nr. 23
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